Sprungtraining nach vorderer Kreuzband OP

FÜR EIN EFFEKTIVES ACL RETURN TO SPORT PROGRAMM IST SPRUNGTRAINING EIN MUSS!

Oftmals wird nach einer vorderen Kreuzband OP auf dynamisch kontrollierte Übungen sehr viel Aufmerksamkeit gegeben, jedoch vergisst man auf essentielle Übungen in der Reha-Endphase. Das Stichwort ist Sprungtraining. 

Doch zuvor ein paar Hard Facts: 

Die meisten ACL (vorderes Kreuzband in Fachsprache oder auf gut oberösterreichisch “klugscheißerisch”) passieren bei sportlichen Tätigkeiten. Laut einer Studie von Itai Gans et. al (2018) im “The Orthopeadic Journal of Sports Medicine” hatten, während einer Periode von 10 Jahren, 32 von 10000! Athlet*innen eine Ruptur des vorderen Kreuzbandes. Kleine Sideinfo: es waren 350000 Personen an der Studie beteiligt, davon hatten 1105 Personen einen Kreuzbandriss = 0.3%, wobei 979 Personen einen erstmaligen Riss und 126 eine Reruptur erlitten hatten – sprich 11% der betroffenen Athlet*Innen hatten sogar eine Reruptur. Die meisten Rerupturraten hatten Sportarten wie Männerfußball (41% von 52 Personen) und Frauenfußball bzw. Frauenbasketball zu verzeichnen.

Unser Job als Physiotherapeut*innen ist es, genau diese Zahlen zu minimieren und präventiv zu arbeiten. Daher ist es umso wichtiger, sportartspezifische Bewegungen in der Reha zu trainieren. Mit klassischem Sprungtraining kann man beginnen, sportartspezifische Agility Übungen machen dann den Rest. 

Ich unterteile mein Sprungtraining gerne in 3 Teile. In Teil 1 wird ein leichtes Stepper Jump Up/Down Programm durchgeführt. 

Für viele Betroffene ist es gerade am Anfang einer Kreuzband-Ruptur eine große Überwindung, zu springen. Ich rate hier zum Psychologischen Fragebogen des Melbourne ACL Rehab Guides. Weiter sind oftmals kommunikative Skills und Motivation gefragt. 

In Teil 2 kommt eine Variation aus Jump-forward/Backward. Wichtig ist, nicht nur eindimensional nach vorne oder hinten zu springen, sondern auch lateral-rotierende Variationen zu trainieren. Ein eindimensionales Springen passiert im (Sportler) Alltag nie bis niemals. Kein Sprung ist kerzengerade nach vorne, warum soll ich dann auch NUR das trainieren?

Sprungtraining sollte dann auch ins Präventivprogramm der Sportler*innen integriert werden – nicht nur aus physiologischen Gründen, sondern auch aus psychologischen! 

In Teil 3 arbeiten wir sportart- oder alltagsspezifisch!

Wer sich traut zu springen, traut sich auch zu laufen, wer sich traut zu laufen, traut sich auch zu sprinten und wer in jede Dimension trainiert, traut sich auch Stop and Go Sportarten wieder aufzunehmen und das sollte das Endziel sein –  NICHT NUR MIT SPORTLER*INNEN!

Natürlich muss bei Knieschmerzen auf das Load-Management geachtet werden. Im Normalfall kann man auf einige Parameter wie Schwellung und subjektives Schmerzempfinden als gute Richtwerte zurückgreifen. Wer einen Wiederbefund haben möchte, sollte unbedingt auch die Sprung-Weiten immer wieder messen, um festzustellen, ob ein sogenannter LIMB SYMMETRY INDEX mit dem Ziel von 90-95% besteht. Dieser Index beschreibt den Vergleich der betroffenen Seite zur nicht-betroffenen Seite. Das ist natürlich am Anfang des Sprungtrainings noch nicht zu erwarten! 

Wann man damit beginnt, ist individuell zu entscheiden. Im Allgemeinen gibt es einige Krafttests, die man machen kann und empfohlen werden. Ab einem Limb Symmetry Index von 85% bei Übungen wie Single Leg Press, Bridgings, Calf raises etc.  wird Sprungtraining im Allgemeinen empfohlen.

💚Falls du Hilfe brauchst in deinem Training, bei der Reha nach Verletzungen oder dich einfach gesamt wohler und gesünder in deinem Körper fühlen möchtest, schau dir unser Angebot an und melde dich gerne bei uns! ⠀