Tendinopathien sind Sehnenprobleme, die durch persistierende Schmerzen und einer Dysfunktion der betroffenen Sehne gekennzeichnet sind. Die Symptome sind durch mechanische Belastung beeinflussbar. In der Entstehung sind meistens Änderungen der Belastung auffällig, kurzfristige Aktivitätszunahme oder zu kurze Erholungszeiten. Durch die hohe Prävalenz, 2/100 Patient*innen im mitteleuropäischen Raum und dem starken Einfluss auf die Lebensqualität durch Schmerzen im Schlaf und Alltag, stellen besonders Sehnenbeschwerden an der Hüfte ein weitreichendes Problem dar. In diesem Artikel stellen wir euch anhand des Artikels von Grimaldi et al. (2024) die gluteale Tendinopathie und die proximale Hamstring-Tendinopathie vor.
Gluteale Tendinopathie
Was ist eine gluteale Tendinopathie?
Die gluteale Tendinopathie ist eine der häufigsten Sehnenbeschwerden der Hüfte, vor allem bei postmenopausalen Frauen. Sie betrifft die Sehnen des Gluteus medius und minimus, also der Gesäßmuskulatur. Diese Problematik führt zu starken Schmerzen an der Außenseite der Hüfte, besonders beim Liegen auf der Seite, Gehen oder Treppensteigen oder beim Sitzen/Stehen mit überkreuzten Beinen.
Ursachen und Risikofaktoren
Die gluteale Tendinopathie wird oft durch eine Überlastung der Sehnen verursacht. Risikofaktoren sind unter anderem ein breiter Beckenbau, eine übermäßige Belastung durch wiederholte Bewegungen oder eine unzureichende Erholung nach körperlicher Aktivität. Alter, Geschlecht und hormonelle Veränderungen spielen eine Rolle, was die hohe Prävalenz bei älteren Frauen erklärt.
Diagnose
Die Diagnose erfolgt hauptsächlich durch klinische Untersuchungen, wie das Abtasten der schmerzhaften Stellen und spezifische Bewegungstests (Kinsella et al. 2024). Bildgebende Verfahren wie MRT oder Ultraschall können zusätzliche Informationen liefern, sind aber oft nicht notwendig. Wichtig ist, die Ergebnisse klar zu differenzieren, da Schmerz im selben Bereich auch von einer Hüftarthrose oder Ausstrahlungen der Wirbelsäule ausgehen kann.
Behandlung
Eine frühzeitige Behandlung ist entscheidend. Die folgenden Ansätze wurden in klinischen Studien bereits untersucht (Mellor et al. 2018):
- Edukation und Training: Fokus auf die mechanische Ursache der Problematik durch Anpassung der Alltagsbelastungen, um die Sehnen zu entlasten, und gezielte Übungen zur Kräftigung der Hüftmuskulatur. Dadurch zeigt sich eine langfristige Verbesserung der Lebensqualität!
- Injektionstherapie: Kortison kann kurzfristig Schmerzen lindern, jedoch keine langfristigen Erfolge garantieren. PRP (plättchenreiches Plasma) könnte die Sehnenheilung unterstützen. Bei beiden Verfahren ist zu erwähnen, dass dadurch keine langfristigen, ursächlichen Veränderungen erreicht werden.
- Operation: In seltenen Fällen und erst nach Ausschöpfung aller konservativen Optionen wird ein operativer Eingriff erwogen.
Proximale Hamstring-Tendinopathie
Was ist eine proximale Hamstring-Tendinopathie?
Die proximale Hamstring-Tendinopathie betrifft die Sehnenansätze der hinteren Oberschenkelmuskulatur (Hamstrings), besonders nahe dem Sitzbeinhöcker. Sie ist häufig bei perimenopausalen Frauen und Sportler*innen, insbesondere im Laufsport, zu finden. Typische Symptome sind Schmerzen beim Sitzen und bei Aktivitäten, die die Hamstrings stark beanspruchen, wie Laufen oder Gartenarbeit, besonders wenn die Intensität der Belastung zunimmt.
Ursachen und Risikofaktoren
Auch hier spielt Überlastung eine zentrale Rolle, intensives Training ohne ausreichende Erholung kann das Risiko erhöhen. Zudem können hormonelle Veränderungen und biomechanische Faktoren zu einer Belastung der Hamstrings beitragen.
Diagnose
Die Diagnose basiert auf einer detaillierten Untersuchung, bei der vor allem Schmerzen bei bestimmten Bewegungen und bei Druck auf den Sehnenansatz auffallen. Bildgebende Verfahren wie MRT können zur Bestätigung der Diagnose und zum Ausschluss anderer Ursachen nützlich sein. Ebenfalls ist die Abgrenzung von sich ähnlich präsentierenden Beschwerden an Lendenwirbelsäule, Hüftgelenk oder Iliosakralgelenk essenziell.
Behandlung
Auch hier wird ein möglichst früher Behandlungsstart empfohlen. Folgende Interventionen können hierbei hilfreich sein. Eine Überlegenheit konnte aktuell nicht in Studien nachgewiesen werden. Deshalb wird das Wissen von anderen Tendinopathien übernommen.
- Edukation und Training:
- Mechanische Entlastung: Reduktion der Laufgeschwindigkeit, Vermeidung von schmerzhaften Übungen und Sitzen auf weichen Unterlagen.
- Gezieltes Training: Beginnend mit niedriger Intensität und geringer Hüftbeugung, die Belastung wird schrittweise gesteigert.
- Injektionstherapie: Kortison- und PRP-Injektionen werden diskutiert, allerdings ist ihre langfristige Wirksamkeit umstritten.
- Stoßwellentherapie: Diese zeigt vielversprechende Ergebnisse, die jedoch noch weiter erforscht werden müssen.
- Operation: Auch hier ist eine Operation nur nach erfolgloser konservativer Therapie in Betracht zu ziehen.
Fazit
Tendinopathien der Hüftmuskulatur, wie die gluteale Tendinopathie und die proximale Hamstring-Tendinopathie, können das Leben erheblich beeinträchtigen. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Therapie sind entscheidend, um Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Wenn du ähnliche Beschwerden hast, kontaktiere uns gerne!
Let’s go
euer Simon
Quellen:
- Grimaldi, A., Mellor, R., Nasser, A., Vicenzino, B., & Hunter, D. J. (2024). Current and future advances in practice: tendinopathies of the hip. Rheumatology advances in practice, 8(2), rkae022. https://doi.org/10.1093/rap/rkae022
- Kinsella, R., Semciw, A. I., Hawke, L. J., Stoney, J., Choong, P. F. M., & Dowsey, M. M. (2024). Diagnostic Accuracy of Clinical Tests for Assessing Greater Trochanteric Pain Syndrome: A Systematic Review With Meta-analysis. The Journal of orthopaedic and sports physical therapy, 54(1), 26–49. https://doi.org/10.2519/jospt.2023.11890
- Mellor, R., Bennell, K., Grimaldi, A., Nicolson, P., Kasza, J., Hodges, P., Wajswelner, H., & Vicenzino, B. (2018). Education plus exercise versus corticosteroid injection use versus a wait and see approach on global outcome and pain from gluteal tendinopathy: prospective, single blinded, randomised clinical trial. British journal of sports medicine, 52(22), 1464–1472. https://doi.org/10.1136/bjsports-2018-k1662rep
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